2016.08.29 - Schön bunt soll es werden
#1
[Bild: dsc480.png]
...oder warum meint jeder Depp immer etwas Altes ändern zu müssen?

Die Rede ist von der neuen CBS Serie Star Trek Disccovery.
Das Baby hat seit einiger Zeit nun einen Namen. Discovery, denn das klingt so schön nach Aufbruch. Voll trekkig. Discovery, oder DSC wie es die hippen Leute später nur noch abkürzen werden, spielt zehn Jahre vor Star Trek TOS. Das bedeutet, die alte Garde um Kirk, Spock und McCoy ist noch auf getrennten Pfaden im All unterwegs und wenn jemand den Namen Enterprise ausspricht, dann ist die Rede von Rober April und George Kirk. Oder Jeffrey Hunter im Rollstuhl, man weiß es auch nicht mehr so richtig.

Wer aber meint, da noch den Durchblick behalten zu können, ist Bryan Fuller. Der Showrunner dieser Serie. Der Mann hat die Serien Pushing Daisies und Hannibal erdacht und Episoden für Heroes geschrieben. Also TV kann er. Leider hat er auch ein paar ganz üble Episoden für Star Trek: Voyager verbrochen. Darunter die Episode "Drone", in der sich Seven of Nine als Mutterersatz für eine Borg Drohne aus dem 29ten Jahrhundert probieren darf. Wir hatten es schon fast alle verdrängt. Aber das Internet vergibt nicht. Oder war es, wir vergessen nichts mehr? Egal, die DS9 Episode "Empok Nor" stammt auch aus seiner Feder und die war auch gar nicht mal so gut gewesen.
Nochmal egal, denn für die CBS ist Bryan Fuller nur ein Backup für Alex Kurtzmann. Als das Network seine neue Serie annoncierte, warb sie mit Kurtzmanns Namen. Das ISFNS berichtete wohl wissend unter der Überschrift: Wir haben da ein Problem. Die Trek Gemeinschaft vermutete sofort eine weichgespülte Serie in der Kelvin timeline mit wilden Überblendungseffekten und lauer Story. Die CBS reagierte und präsentierte schnell einen namhaften Backup für Kurtzmann: Nicholas Meyer, immerhin Regisseur zwei berühmter Star Trek Kinofilme. Die Hardcore Fans waren beruhigt. Allerdings schlug jetzt das Pendel nicht mehr in die Richtung: hippe coole Sciencefiction Serie mit der wir unseren trendigen Streaming Dienst pushen wollen. Zu Kurtzmann (schreibt Kacke) und Meyer (zu alt) musste noch jemand her. Bryan Fuller (kA..Self professed Star Trek geek laut imdb.com) wurde engagiert.

Und Eugene Roddenberry...
Warum das denn? Hat irgendjemand bei CBS gesagt: "Es wäre nicht die Enterprise, wenn kein Roddenberry am Steuer säße!" Oder warum taucht dieser Name unter den ausführenden Produzenten auf? Aber macht doch nichts, als weiterer Produzent wird Trevor Roth genannt. Der Mann hat bis hierhin gar nichts gemacht, außer Trek Nation. Also wird es ein Fan Projekt. Dies würde erklären, warum sich die Fanserie/Crowdfunding Projekt Star Trek Axaner vor dem ersten Drehtag schon vor Gericht wiederfindet: die talentierteren Star Trek Fans drehen bei Axaner mit.

Es wurde auch mal Zeit, dass das Network CBS mal etwas mit seiner Marke Star Trek anfängt. Vor Jahren zum Nachlassverwalter der TV Rechte an Star Trek durch Paramount Pictures erklärt, hatte man sich bis zum Erscheinen der neuen Star Trek Kinofilme auch auf das Verwalten beschränkt. CBS? Star Trek? Genau, Simon & Schuster und die Erinnerung an viele schlechte Star Trek PC Titel. Bis Activison kam und mit Elite Force zeigte, wie Hau-Drauf im All Aussehen kann. Und mit den Kinofilmen der Kelvin timeline hatte wieder jemand CBS vorgeführt wie Hau-Drauf im All die Kasse klingeln lassen kann. Pünktlich zu "50 Jahre Star Trek" entschied man sich, dann doch etwas Eigenes zu kreieren. Eigentlich sind es ja 51 Jahre, wenn die Serie nächstes Jahr anläuft, aber wie war das nochmal mit den unrunden Geburtstagen? Genau, wieder mal zu spät. Aber schon mal die Rechte sichern. Und die anderen Kinder aus dem Sandkasten verbannen, bis man mit seiner halbgaren Gurke um die Ecke biegt.

Was weiß man denn von der Serie bisher?
Der Titel ist bekannt. Erscheinen wird der Käse im Januar nächsten Jahres. Fünf Produzent und fünf Schreiber sind bekannt und wurden in diesem Artikel auch zum Teil vorgestellt.

Worum geht es?
Um die Abenteuer eines weiblichen ersten Offiziers auf dem Raumschiff Discovery NCC-1031. Mit Rang Lieutenant Commander.

Wie heißt die Uschi?
Bis hierhin wird sie als Nummer eins tituliert. Dies ist mit der nostalgischen Note behaftet, dass Gene Roddenberry seine Frau Majel so einst im Piloten zu Star Trek TOS benannte. Sie war der erste Offizier der Enterprise gewesen. Wie bekannt, wurde ihr Rolle in die Serie nicht übernommen, da in den 1960er Jahren das Frauenbild noch rückständig war. Unter ihrem Mädchennamen Barrett wurde sie klang heimlich von ihrem Mann als Schwester Chapel wieder in die Serie hineingeschrieben.
Bryan Fuller sagte in einem Interview, dass der Name im Laufe der ersten Staffel genannt wird.

Wer spielt die Uschi?
Bis hierhin sind noch keine Namen des cast bekannt. Gespräche mit bekannten Namen sein wohl schon geführt worden.

Wo kann man das sehen?
In Deutschland erst mal gar nicht. Die Serie erscheint exklusiv für CBS All access in den USA. Der Pilot wird im amerikanischen TV ausgestrahlt.

Wie lange muss man sich das ansehen?
CBS hat ganz klassisch drei Episoden gekauft und stellt 13 Episoden in Aussicht. Der Pilot besteht aus zwei Teilen, es ist bis hierhin aber nicht bekannt, ob es eine Doppelfolge oder eine zusammenhängende Episode wird. Bei Gefallen werden dann die anderen Episoden in Auftrag gegeben. Bryan Fuller sagte, dass es Material für die drei Episoden gibt. Weiter ist man mit dem Schreiben noch nicht. Ihm schweben Staffeln mit zehn Episoden vor, die bisherigen Star Trek Serien hatten im Schnitt 26 Episoden je Staffel.

Prime timeline oder Kelvin timeline?
Prime timeline.

Warum sieht das Raumschiff nicht gut aus?
Hier kommt wieder die Nostalgie zum Tragen. Das Aussehen der Discovery basiert wirklich auf alten Vorschlägen von Matt Jeffries zum Design der Enterprise.

60er Jahre Miniröckchen oder Star Trek: Enterprise Jumpsuits?
Um Bryan Fuller zu zitieren: "Die Uniformen sehen wie nach einem Transporter Unfall aus. Die Leute können gespannt sein. Es werden mehrere Designs zusammengetragen."

Warum steht im Titel "Schön bunt" und hier wird wieder alles Schwarz beschrieben?
Wie alle kreativen Köpfe, möchten Alex Kurtzmann und Bryan Fuller natürlich kein Stein auf dem Anderen belassen. Tatsächlich ließ Fuller verlauten, dass er die etablierten Alienrassen aus Star Trek TOS dem Zuschauer im neuen Gewand präsentieren möchte. Mit dem heutigen Stand der Technik, gehören damit kleine Andorianer Wackelfühler der Geschichte an. Catcht man die Trekkies noch mit dem Uralt-Aussehen der Discovery und mit dem Namen Nicholas Meyer, brennt man den Acker gleich wieder mit solchen Aussagen nieder. Warum müssen die Aliens Generalüberholt dem Zuschauer gezeigt werden? Der blaue Elefant aus Star Wars wird heilig gesprochen, aber bei Star Trek meint jeder den Retter der Optik spielen zu müssen. "Apple store-look-a-like-Brücke der Enterprise und Maschinenräume die in ihrer Erscheinung zwischen Warehouse 13 und Cern Weltmaschine wandeln. Am Ende will jeder nur sehen, wie Sulu den Gashebel durchdrückt.
Das ist Basic. Und so sollte man es angehen. Warum wird die Serie extra die in der Vergangenheit angesiedelt? Weil der Reiz in der Einfachheit der klassischen Serie lag. Während draußen der kalte Krieg tobte, standen drei Herren mittleren Alters in einer Pappkulisse und suggerierten dem Publikum: In der Zukunft haben wir alles im Griff. Mit Augenzwinkern dabei.
In der ganzen Hightech Schmarotze, welche da im Januar nächsten Jahres auf den Zuschauer zurollt, soll dieser immer noch am Bildschirm eine Frau dabei begleiten, wie sie ihren Weg geht. Nur das sie ihr Abenteuer im All erlebt. Während in der heutigen Zeit sich eine grundlegende Panik vor dem Terror in der Gesellschaft manifestiert, wollen die Zuschauer nicht auch noch auf dem Bildschirm miterleben, wie Planeten weggesprengt werden und Hochhäuser einstürzen. Stichwort into darkness Und Stichwort: "unendliche Weiten", das Credo der Serien. Gerne wäre der Zuschauer dabei, wenn diese Nummer eins mit Fingerspitzengefühl einen ersten Kontakt herstellt und nicht nach 13 Episoden von einem Superalien in einen schwarzen Tümpel gezogen wird.

Zwängen sich die Schreiber nicht zu sehr ein, wenn die Serie vor TOS spielt?
Ja und jein. In der ersten Staffel sollte niemand einen Handlungsstrang wie den Dominion Krieg reloaded erwarten. Wobei sich Bryan Fuller so was gut vorstellen könnte. Anstatt vieler Episoden mit abgeschlossenen Geschichten wie in Star Trek: TNG, würde er lieber das Modell aus Star Trek: DS9 anwenden. Star Trek: Enterprise hatte es mit dem temporalen kalten Krieg auch geschafft ein Bedrohungsszenario aufzubauen, welches keine negativen Auswirkungen auf die drauf spielenden (und davor produzierten) Serien hatte. Geschickt geschrieben, könnten gute und glaubhafte Geschichten gezeigt werden, ohne im Big scale den etablierten Serien in die Parade zu fahren. Wobei kurz vor TOS ist auch nicht viel passiert, was die Autoren jetzt kaputt schreiben könnten. Der Krieg gegen die Romulaner ist vorbei, die wichtigsten Rassen bereits entdeckt. Alles andere wird die Enterprise erst entdecken. Vom canon her, sollte dabei nicht allzu viel Porzellan zu Bruch gehen können.

War es das jetzt?
Jepp.

Einschub in eigener Sache: Der Präsident der CBS Studios sagte wahrhaftig, dass es keinen besseren Weg gäbe den 50 jährigen Geburtstag von Star Trek zu zelebrieren, als eine Serie zu produzieren, welche an die klassische Serie angelegt sei. Und weil alle soviel Respekt vor dem Star Trek Franchise haben, welches als sehr storylastig gilt, freue er sich, die Serie in die Hände von Alex Kurtzmann zu legen, der sich ja mit so was bombastisch gut auskennt. Dies der Beweis für mich, dass unter uns tatsächlich Aliens existieren, die keine Ahnung von der Menschheit haben.

Links
Ein paar facts zu Star Trek Discovery
Ausschnitte aus dem Interview mit Bryan Fuller
Das ist CBS und Simon & Schuster macht keine Star Trek Spiele mehr
Die andere Star Trek Serie mit Leuten mit Talent
Adam Realer
Leiter des ISFNS
Advocatus Diaboli

Ich beiße nicht, ich stelle nur bissige Fragen *g*

[Bild: pike_ribbon.gif]
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